Älter werden ist bei Licht betrachtet nichts anderes als Weiterbauen an dem Haus, in dem man von Geburt an wohnt, bis es einen Tages fertig ist und abgerissen wird.
Sollte ich das Notizbuch in dreißig Jahren noch mal lesen, werden es nur noch Zeilen sein. Jetzt ist es mein Leben.
(Anfang ’86)
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Nur weil die Dinge sind, wie sie sind, nämlich gut, sind sie nicht daran gebunden, auf ewig so zu bleiben. Das sollte man zumindest im Hinterkopf behalten, wenn man im Gespräch mit anderen Menschen, denen es vielleicht gerade nicht so gut geht, den Zeigefinger hebt und vermeintliche Gewissheiten raushaut. Ratschläge womöglich, wie man es besser macht.
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„Wenn du mit einer Frau zusammen bist, bindet sie dir all ihre Gefühle auf die Nase, bis du irgendwann denkst, du wärst eine Waschmaschine. Eine Gefühlswaschmaschine. Ist doch so, oder?“
- Die Gräfin
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Natürlich sind Verlierer die ergiebigeren Erzähler. Nicht etwa, weil sie per se tiefer wären als Siegertypen, sondern weil Unglück mehr hergibt.
Glück ist flüchtig, Unglück prägt.
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„Die erste Hälfte des Lebens ist Leben, die zweite Sterben. Leben ist einfacher.“
- Die Gräfin
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Das Gesicht, mit dem man draußen in der Gesellschaft herumläuft und altert, ist ein anderes als das, welches man in sich trägt. Das hält länger jung.
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Wenn man als Paar lange zusammen ist, sieht man sich irgendwann gegenseitig beim Sterben zu. Dazu braucht es Mumm. Deshalb trennen sich viele Paare.
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Mit der Globalisierung hat sich die Welt auf ein gewisses Maß an gegenseitigem Desinteresse geeinigt.
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Dass nach Andy Warhol in Zukunft, die sich ja auch schon wieder dem Ende zuneigt, jeder Mensch eine Viertelstunde lang berühmt ist, hat seinen Grund: auch beim Essen ist der Mensch nach 15 Minuten satt, ganz egal, wieviel er in dieser Zeit an Nahrung aufnimmt.
Eine Viertelstunde ist die Maßeinheit, die der moderne Mensch im Vollbesitz seiner Kräfte zu bewältigen weiß.
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„Der kleine Zeh ist irgendwie ein Eremit.“
- Die Gräfin
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Und das alles für die schwarze Null…
Da steckt viel Lebensweisheit drin, niemals platt, immer irgendwie liebenswert.
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# Älter werden ist bei Licht betrachtet nichts anderes als Weiterbauen an dem Haus, in dem man von Geburt an wohnt, bis es einen Tages fertig ist und abgerissen wird.
selten einen satz gelesen, der die absurdität des menschlichen daseins so auf den punkt bringt.
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Dies ist eine Ihrer Veröffentlichungen, die ich mir am liebsten Ausdrucken und an die Wand hängen möchte, Herr Glumm.
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Werfen Sie die Posterpresse an, Herr MiM!
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Sie haben Recht. Eine grandiose Idee.
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Zwischen fertig werden mit dem Bauen und dem Abreißen liegt aber noch eine ganze Menge leben, und viele Menschen, die das Haus-zumindest für eine Weile-bewohnen. Das hat man aber mit 20 noch nicht auf dem Schirm.
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Ich hab das für mich eigentlich so gemeint, dass in dem Moment, wo man stirbt, das Haus fertig gebaut ist. Der Tod ist sozusagen die schlüsselfertige Übergabe, und gleichzeitig der Abriss. Aber jeder kann die Dinge natürlich so lesen, wie er es für richtig hält, klar.
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Da bist du ja nahe an Goethes Faust. In dem Moment wo er denkt, den höchsten Augenblick zu erleben, schaufeln die Lemuren sein Grab. Ach, was so alle übrig bleibt von einem Deutsch-LK. 😉
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Von all den bemerkenswerten Sätzen da oben finde ich diesen am bemerkenswertesten: „Wenn man als Paar lange zusammen ist, sieht man sich irgendwann gegenseitig beim Sterben zu. Dazu braucht es Mumm. Deshalb trennen sich viele Paare“.
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Die Weisheiten von der Gräfin und dir in Buchform, das wär’s. Ich würde das Büchlein ständig in der Tasche haben, um unterwegs reinschauen zu können – bin ja ein „Ohne (m)ein Buch gehe ich nirgendwohin“-Typ. Aber nein… stattdessen gibt es euch „nur“ (aber immerhin, zum Glück) online. Also bin ich auch eine von denen, die unterwegs aufs Smartphone starren. Danke.^^
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mal schauen, was die Zukunft bringt.
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Nein, es ist schon alles gut so:
Der Glummsche Express ist ein Bummelzug😉
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wiemacht sich der bursche?
duckt er sich noch vor schrägen Häusern
schöner eckbunker!
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der eckbunker ist eine Rückansicht von der baumstrasse. der Pattweg runter zu den alten asi-häusern an der eckstrasse. der bursche macht sich mal so, mal so. mal Filou, mal drang und sturm.
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der pattweg verdummig noch ens
der müsste doch direkt an den gleisen vorbei gehen da ,wenn man unten dorperstr.am
Kiosk , die Abkürzung nimmt hoch ecksstrasse..puh !
war aber ne Sackgasse oder?
schön gruss
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genau, du bist auf dem richtigen dampfer. da sind aber keine gleise mehr, da führt seit jahren schon eine lange fußgänger-und rad-Trasse her, bis Gräfrath durch. feine Sache.
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