Das Bild hängt seit Jahren über meinem Bett und hält Wache. Sanne hat es im Mai 2012 gemalt, kurz nach meinem Herzinfarkt.
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“Da sind Sie dem Tod ja nochmal von der Schippe gesprungen”, sagt Intensiv-Krankenschwester Simone beim Anlegen der bunten Krokodilsklemmen. Ihr Auftrag: ein EKG anfertigen. “Das war Rettung in höchster Not.”
Eine der drei Hauptarterien, die das Herz mit Blut versorgen, war schon seit geraumer Zeit dicht, wie ich im Nachhinein erfahre.
“Der Herzmuskel wurde nicht mehr mit Blut versorgt. Die zweite Arterie war nur noch zu zwanzig Prozent offen, und die dritte so akut mit Plaque verstopft, dass es den Infarkt auslöste. Sie haben Glück gehabt, dass Sie so schnell im OP waren. Nicht auszudenken, Sie wären gestern irgendwo im Wald gewesen und die Rettungskräfte hätten noch Zeit gebraucht, um Sie zu finden…”
Hm..? Im Wald? Wie kommt sie denn darauf?
“Ich war tatsächlich im Wald“, sage ich, fast ein bisschen empört, „mit dem Hund. Aber zum Glück vorgestern.“
An der Papiermühle sind wir gewesen, Stöckchen werfen, räubern. Bei diesen schwülen Temperaturen. Unten an der Wupper. Ohne Handy natürlich. Wenn man mich da gefunden hätte, dann nur tot.
“Na, sehen Sie, wieviel Massel Sie hatten”, sagt Schwester Simone, und macht große Augen.
Ich fühle es. Mein Gefährte hatte zwei Infarkte. Ich bin also nicht nur von ihrer Schreibkunst berührt. Aber zu 80 % sicher. Danke! 🙂
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Wie gut, dass es gut ausgegangen ist . . .
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Ja, fand ich auch gut.
Als ich den Text jetzt nochmal gelesen und (ein wenig) überarbeitet hab, kriege ich direkt Herzschmerzen – das erste Mal seit Monaten. Minutenlanges Zerren..
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Immer schön langsam.
Ich habe gerade gehört, dass man die &0er (Lebens)Jahre überleben muss, dann hat man eine reelle Chance, alt zu werden 😉
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Richtig. Man muss immer nur das nächste gefährliche Jahrzehnt überleben. Schon ist man lecker ins Alter geworfen.
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